Grafik mit dem Titel 'Auf wen sollten wir in Bezug auf Barrierefreiheit eigentlich wirklich hören?' Links ist eine stilisierte Person mit dem Text 'Integrieren Sie unser Plugin - und Ihre Webseite wird barrierefrei.' und der Unterzeile 'auf wen wir gerne hören würden'. Rechts ist eine stilisierte Person mit dem Text 'Investieren Sie zwei Jahre harte Arbeit - und Ihre Webseite ist barrierefrei.' und der Unterzeile 'auf wen wir besser hören sollten'

Auf wen sollten wir in Bezug auf Barrierefreiheit eigentlich wirklich hören?

Prof. Dr. Simon Nestler

10. Juni 2024

In der Diskussion um digitale Barrierefreiheit stehen zwei gegensätzliche Ansätze im Fokus: schnelle, einfache Lösungen wie Plugins und langfristige, umfassende Strategien. Während die sofortige Lösung verlockend erscheint, erfordert echte Barrierefreiheit eine tiefgehende und kontinuierliche Arbeit. Dieser Artikel beleuchtet die Notwendigkeit eines nachhaltigen Ansatzes, um eine wirklich inklusive digitale Welt zu schaffen, die alle Menschen gleichberechtigt einbezieht.

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Praxistraining zu digitaler Barrierefreiheit

Warum digitale Barrierefreiheit wichtig ist

Einleitung

In der heutigen digitalen Welt ist die Barrierefreiheit von Webseiten unerlässlich. Doch wem sollten wir wirklich zuhören, wenn es darum geht, unsere Webseiten barrierefrei zu gestalten?

Unterschiedliche Ansätze für digitale Barrierefreiheit

Zwei Perspektiven

Wenn es um die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit geht, gibt es zwei grundlegende Perspektiven, die oft vertreten werden. Auf der einen Seite steht Person A, die Ihnen vielleicht sagt: 'Integrieren Sie unser Plugin - und Ihre Webseite wird barrierefrei.' Diese Perspektive verspricht eine schnelle und einfache Lösung. Ein Plugin, das in wenigen Minuten installiert und konfiguriert werden kann, soll ausreichen, um eine Webseite für alle zugänglich zu machen. Diese Option ist verlockend, weil sie wenig Aufwand und sofortige Ergebnisse verspricht. Sie entspricht dem Wunsch nach schnellen Lösungen und minimalen Investitionen in Zeit und Ressourcen.

Auf der anderen Seite steht Person B, die Ihnen rät: 'Investieren Sie zwei Jahre harte Arbeit - und Ihre Webseite ist barrierefrei.' Diese Perspektive erkennt an, dass echte Barrierefreiheit eine langfristige Verpflichtung ist. Sie erfordert eine gründliche Analyse, Planung und Umsetzung, die alle Aspekte einer Webseite betrifft – von der technischen Infrastruktur über die Inhalte bis hin zur Benutzer*innenführung. Diese Herangehensweise ist anspruchsvoll und zeitintensiv, aber sie stellt sicher, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, tatsächlich Zugang zu den digitalen Inhalten haben. Es geht nicht nur darum, Richtlinien zu erfüllen, sondern eine umfassend inklusive Nutzer*innen-Erfahrung zu schaffen.

Manchmal gibt es keine Abkürzung

Unsere Perspektive

Die einfache Lösung, die Person A bietet, ist verlockend, weil sie schnell und unkompliziert erscheint. Doch in der Realität zeigt sich, dass wahre Barrierefreiheit mehr als nur ein Plugin erfordert. Sie erfordert eine ganzheitliche Betrachtung und eine tiefgehende, kontinuierliche Arbeit. Die Ratschläge von Person B mögen mühsam und zeitaufwändig erscheinen, doch sie sind langfristig die bessere Wahl. Nur durch eine umfassende und nachhaltige Herangehensweise können wir sicherstellen, dass unsere digitalen Angebote wirklich für alle zugänglich sind. Es ist wichtig, nicht nur auf schnelle Lösungen zu setzen, sondern die tiefergehenden Herausforderungen und Anforderungen zu verstehen und anzunehmen.

Durch die Anerkennung der Komplexität und der Notwendigkeit kontinuierlicher Verbesserungen können wir eine digitale Welt schaffen, die wirklich inklusiv ist und alle Menschen gleichermaßen einbezieht.

Langfristige Verpflichtungen und nachhaltige Ansätze

Warum wahre Barrierefreiheit mehr als nur schnelle Lösungen erfordert

Barrierefreiheit erfordert mehr als nur schnelle Lösungen. Es bedarf einer umfassenden und langfristigen Verpflichtung. Nur so können wir wirklich sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Zugang zu digitalen Inhalten haben. Werkzeuge können uns Teile der harten Arbeit erleichtern, aber sie sind kein Ersatz für einen gründlichen Ansatz.

Technische und inhaltliche Herausforderungen

Komplexität der Anforderungen

Digitale Barrierefreiheit umfasst viele verschiedene Aspekte, von der technischen Umsetzung bis hin zu inhaltlichen und gestalterischen Fragen. Ein einfaches Plugin kann unmöglich all diese Bereiche abdecken. Die Webseite der Barrierefreiheit-Dienstekonsolidierung bietet hierzu umfassende Informationen.

Anpassungen für verschiedene Nutzer*innengruppen

Individuelle Bedürfnisse

Menschen mit Behinderungen haben sehr unterschiedliche Anforderungen an digitale Angebote. Eine 'One-Size-Fits-All'-Lösung wird diesen vielfältigen Bedürfnissen nicht gerecht. Der Digitaltag hebt die Notwendigkeit individueller Anpassungen hervor.

Technologische und standardisierte Anpassungen

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Technologien und Standards für Barrierefreiheit entwickeln sich ständig weiter. Eine einmalige Implementierung reicht nicht aus, sondern erfordert fortlaufende Anpassungen und Verbesserungen. Die Bertelsmann Stiftung bietet einen Leitfaden, der dies anschaulich macht.

Technische und prozessuale Integration

Ganzheitlicher Ansatz

Echte Barrierefreiheit betrifft nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch Prozesse, Schulungen und das Bewusstsein aller Beteiligten. Dies erfordert Zeit und Engagement. EXXETA betont die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes.

Einbindung und Zusammenarbeit

Expertise der Betroffenen

Um wirklich barrierefreie Lösungen zu schaffen, ist es unerlässlich, Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsprozess einzubeziehen und von ihren Erfahrungen zu lernen. Die Webseite des DBSV zeigt dies eindrucksvoll.

Zeit, Ressourcen und Engagement

Echte Barrierefreiheit ist ein kontinuierlicher Prozess

Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit, Ressourcen und Engagement benötigt. Allerdings können bestimmte Tools und Technologien durchaus hilfreich sein, um Teile der Arbeit zu erleichtern oder zu automatisieren. Sie sollten jedoch als Unterstützung und nicht als Ersatz für einen gründlichen Ansatz verstanden werden.

Die Erfahrungen vieler Organisationen und Expert*innen zeigen, dass die Implementierung von Barrierefreiheit tatsächlich Zeit und Mühe erfordert. Es gibt keine echten 'Abkürzungen', die alle Aspekte der Barrierefreiheit abdecken können. Stattdessen ist es wichtig, einen strukturierten Ansatz zu verfolgen, der schrittweise Verbesserungen ermöglicht und dabei die Bedürfnisse der Nutzer*innen in den Mittelpunkt stellt. Die Webseite der Barrierefreiheit-Dienstekonsolidierung bietet umfassende Informationen zu den vielfältigen Anforderungen der digitalen Barrierefreiheit.

Warum Plugins nicht ausreichen

Die Grenzen eines Plugins

Digitale Barrierefreiheit ist ein komplexes Thema, das viele verschiedene Aspekte umfasst. Ein einfaches Plugin kann unmöglich all diese Bereiche vollständig abdecken. Hier sind einige Gründe dafür:

Breite Palette von Anforderungen

Vielfältige Anforderungen

Digitale Barrierefreiheit basiert auf dem POUR-Prinzip (Perceivable, Operable, Understandable, Robust), das eine breite Palette von Anforderungen umfasst. Diese reichen von der Wahrnehmbarkeit von Informationen über die Bedienbarkeit von Schnittstellen bis hin zur Verständlichkeit von Inhalten und der technischen Robustheit. Das Hochschulforum Digitalisierung erklärt die Grundlagen digitaler Barrierefreiheit detailliert.

Tiefgreifende technische Anpassungen

Technische Komplexität

Die Umsetzung barrierefreier Websites und Anwendungen erfordert oft tiefgreifende technische Anpassungen. Dies kann die Anpassung von HTML-Strukturen, CSS-Styles und JavaScript-Funktionalitäten umfassen, was über die Möglichkeiten eines einfachen Plugins hinausgeht. Gehirngerecht.digital hebt die technischen Anforderungen hervor.

Menschliches Urteilsvermögen erforderlich

Inhaltliche und gestalterische Aspekte

Barrierefreiheit betrifft nicht nur die technische Ebene, sondern auch die inhaltliche Gestaltung. Aspekte wie klare Sprache, logische Strukturierung von Inhalten und ein barrierefreies Farbdesign erfordern menschliches Urteilsvermögen und können nicht vollständig automatisiert werden. Die Barrierefreiheit-Dienstekonsolidierung bietet umfassende Informationen zu den inhaltlichen Anforderungen.

Spezifische Anpassungen notwendig

Kompatibilität mit Hilfstechnologien

Eine barrierefreie Website muss mit verschiedenen Hilfstechnologien wie Screenreadern kompatibel sein. Dies erfordert oft spezifische Anpassungen, die über die Möglichkeiten eines einfachen Plugins hinausgehen. Kurse und Webinare thematisieren die Notwendigkeit spezieller Anpassungen für Hilfstechnologien.

Komplexität dynamischer Elemente

Dynamische Inhalte

Moderne Websites enthalten oft dynamische Inhalte, die sich je nach Benutzer*inneninteraktion ändern. Die Gewährleistung der Barrierefreiheit für solche dynamischen Elemente ist komplex und erfordert oft maßgeschneiderte Lösungen.

Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse

Verschiedene Benutzer*innengruppen

Digitale Barrierefreiheit muss die Bedürfnisse verschiedener Benutzer*innengruppen berücksichtigen, einschließlich Menschen mit Seh-, Hör-, motorischen und kognitiven Einschränkungen. Ein einfaches Plugin kann unmöglich all diese unterschiedlichen Anforderungen erfüllen. Die Bertelsmann Stiftung betont die Wichtigkeit der Berücksichtigung verschiedener Benutzer*innengruppen in ihrem Leitfaden.

Ständige Weiterentwicklung erforderlich

Kontinuierliche Anpassung

Barrierefreiheitsstandards und Best Practices entwickeln sich ständig weiter. Ein statisches Plugin kann mit diesen Entwicklungen nicht Schritt halten und müsste ständig aktualisiert werden.

Komplexe gesetzliche Vorgaben

Rechtliche Anforderungen

Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes im Jahr 2025 werden die rechtlichen Anforderungen an digitale Barrierefreiheit noch komplexer. Ein einfaches Plugin kann diese umfassenden rechtlichen Vorgaben nicht vollständig abdecken. Die Webseite der Barrierefreiheit-Dienstekonsolidierung bietet umfassende Informationen zu den rechtlichen Anforderungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Komplexität der digitalen Barrierefreiheit weit über das hinausgeht, was ein einfaches Plugin leisten kann. Stattdessen erfordert echte Barrierefreiheit einen ganzheitlichen Ansatz, der technische, inhaltliche und gestalterische Aspekte berücksichtigt und kontinuierlich an neue Anforderungen und Technologien angepasst wird. EXXETA betont die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes für digitale Barrierefreiheit.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Fazit

Letztendlich geht es bei digitaler Barrierefreiheit darum, eine inklusive digitale Welt zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Dies ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die Geduld, Ausdauer und echtes Engagement erfordert. Indem wir auf die Stimmen derjenigen hören, die einen gründlichen und nachhaltigen Ansatz verfolgen, können wir diesem Ziel Schritt für Schritt näherkommen.

Disclaimer: Auch wir machen in unserem Blog Gebrauch von den spannenden Möglichkeiten, die sich durch künstliche Intelligenz ergeben. Die Idee und die Konzeption der Artikel kommt dabei bei uns weiterhin von Menschen. Und auch die Gestaltung der Infografiken kommt zu hundert Prozent aus menschlicher Feder. Hilfe erhalten wir hingegen beim Referenzieren von weiterführender Literatur, der Ausformulierung unserer Gedanken, der Erstellung der Alternativtexte sowie bei der Erstellung von Einleitung, Zusammenfassung und Fazit. Dabei gilt stets: Was im Artikel gut gelungen ist, kommt vermutlich von der KI (insbesondere von ChatGPT, Perplexity, Midjourney und DALL-E) - Fehler gehen hingegen auch weiterhin auf unsere Kappe. Falls Sie einen Fehler gefunden haben, sind wir dankbar für einen kurzen Hinweis per E-Mail an: webinar@u-ux.de.

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